Ein kleines Review vom Hobbit

Der Hobbit Filmposter - BilboIch habs gestern endlich mal geschafft in die Verfilmung vom Hobbit zu gehen. Als großer Fan des gesamten Herr der Ringe Universums, war ich dementsprechend sehr gespannt und hatte recht hohe Erwartungen. Leider lief in Darmstadt in keinem Kino der Film im Originalton mit 3D und HFR (der doppelten Bildrate). Mich hätte zwar schwer interessiert wie HFR nun genau aussieht bzw. wirkt, da es dazu ja durchaus kontroverse Diskussionen und unterschiedliche Meinungen gibt. Andererseits wollte ich auch nicht weit fahren und deshalb gabs den Hobbit für mich „nur“ in 3D, aber immerhin auf englisch im Festival Kino.

Vorsicht: Spoilers ahead!

Mit Nachos und Bier ausgestattet dann im ziemlich leeren Kino, kam direkt am Anfang die erste größere Überraschung. Der alte Bilbo erzählt die Vorgeschichte zu Erebor und wie Smaug die Stadt eingenommen hat. Das wird in ziemlich gewaltigen Bildern gezeigt. Fand ich persönlich ziemlich gut, da es in der Ausführlichkeit nicht im Hobbit selbst geschildert wird, sondern eher im Silmarillion auftaucht wenn ich mich richtig entsinne. Dann taucht Frodo auf und es geht ein wenig darum, wie Bilbo so geworden ist wie er eben nun ist. Sobald das abgeschlossen ist, gibt’s endlich den Sprung 60 Jahre zurück und der eigentliche Plot geht los. Ich fand die Zwergeneinführung und das Essen super gelöst und auch im weiteren Verlauf des Films, konnte ich die Storyänderungen (teilweise) ganz gut nachvollziehen.

Änderungen und Dol Guldur

Ich bin zwar großer Fan der Bücher, aber im Gegensatz zu anderen Fans, fand auch die Storyänderungen soweit OK bei den Herr der Ringe Filmen. Ich hatte immer das Gefühl, Peter Jackson hat versucht, die bestmögliche Lösung zu finden, um die Story verfilmbarer zu machen. Vor allem da die Bücher erzählerisch einige Längen haben, die für die Nerds zwar superspannend sind, aber für den filmischen Mainstream wohl nicht funktionieren (und ja ich habe Tom Bombadil auch vermisst, aber für die Ringgeschichte hatte er leider nunmal nicht wirkliche Relevanz).

Beim Hobbit wurde einiges abgeändert im Vergleich zur Buchvorlage. Richtig gut in der Hinsicht fand ich den kleinen Sideplot mit Dol Guldur. Da können wir sicherlich im 2. Teil gespannt drauf sein und freue mich tierisch drauf. Im Buch selbst taucht, soweit ich mich entsinne die Vertreibung von Sauron aus Dol Guldur so gut wie gar nicht auf und wird nur im Silmarillion erwähnt. Zeitlich hat sie im Film auch nix zu suchen. Aber nunja, ich habe das Gefühl, Peter Jackson versucht im Hobbit Film Inhalte und Hintergrundstorys aus dem Silmarillion unterzubringen, da er sonst wohl nie wieder die Möglichkeit dazu haben dürfte. Deshalb sind es wohl (mal abgesehen vom Geld) auch 3 Filme geworden. Aber das ist ein anderes Thema. Die Integration der Dol Guldur Story inklusive kurze Session mit dem Weißen Rat finde ich super, da solche Sachen wohl sonst nie filmisch umgesetzt worden wären, da eine Verfilmung des Silmarillions wirklich absolut unrealistisch ist ;-)

Tolle und nicht so tolle Sachen

Nochmal kurz zurück zu ein paar Schlüsselszenen der Handlung selbst. Die Eingangs beschriebene Einleitung fand ich super, auch wenn das Rumgerülpse der Zwerge irgendwie deplatziert gewirkt hat (siehe Humor der Trollszene). Dafür fand ich die generell ziemlich lange Einleitung super und kein Stück langweilig. Die Trollszene fand ich OK, trotzdem blieb ein wenig Enttäuschung hängen. Die Trolle kamen mir einfach zu Slapstickmässig rüber und der Humor war eher auf Kindergartenniveau. Dafür war die gesamte Sequenz in der Bilbo den Ring findet absolut genial, sowohl von der Dramaturgie als auch von der Darstellung der Schauspieler. Die darauf folgende „die Zwerge entkommen den Orks“ Szene hat dagegen wieder stark abgebaut… erstmal beamt sich Gandalf plötzlich mitten in die Orks und dann lässt er ne Explosion losgehen. Dann rennt die gesamte Truppe auf gefühlt 20 wechselnden Ebenen quer durch das Ork Labyrinth um am Ende mehrere hundert Meter auf einem Holzgerüst in die Tiefe zu stürzen und gerade so abgebremst zu werden. Erinnerte mich ziemlich an den Beginn von Fluch der Karibik 2 wo Johnny den Kanibalen entkommt. Und musste der Orkkönig unbedingt ein paar Eier ins Gesicht verpasst bekommen? Plus einen kleinen Assistenten, der extrem an Jabbas Haustier aus Star Wars Ep. 6 erinnert hat?

Etwas nervig (wenn auch stellenweise für ein paar Lacher gut) fand ich die Darstellung von Radagast. Der wurde komplett geändert und nicht unbedingt zum Besseren. Ist mir persönlich zu sehr in Slapstick abgedriftet (inklusive des Pilzjokes von Saruman), auch wenn die weibliche Fraktion im Kino den animierten Igel super süß fand. Die Hasenverfolgungsjagt mit den Wargen war mir auch zu übertrieben. Die Kampfszene zwischen dem Albino Ork und Thorin fand ich wiederum gut, auch wenn die Adler dann doch sehr vorhersehbar auftauchten und ich mir die gesamte Warge vs. Zwerge auf Bäumen Szene ganz anders vorgestellt hatte, war sie insgesamt doch beeindruckend umgesetzt und ein ganz gutes Finish.

Fazit

Aber egal, das waren jetzt so ein paar Kleinigkeiten die mich etwas gestört haben. Die positiven Aspekte haben aber definitiv überwogen.

Deshalb: Ich fand den Hobbit richtig gut! Die Schwächen die er hat, kann/sollte man verzeihen. Richtig gut fand ich die durchweg tollen Bilder und auch die schauspielerische Leistung war durchweg gut. Thorin fand ich überzeugend von der Ausstrahlung, er hätte nur mehr nach Zwerg und weniger nach kleiner Bruder von Aragorn aussehen sollen. Und hoffentlich bekommen die einzelnen Zwerge mehr Charakterentwicklung in Teil 2 und 3, die kam nämlich stellenweise etwas zu kurz.

Insgesamt war ich als ich aus dem Kino rauskam ziemlich erschlagen von den Bildern und hätte auch kein Problem mir den Film nochmal im Kino anzusehen. Es ist einfach ein Film für die große Leinwand! Es fällt mir etwas schwer eine Bewertung abzugeben, da ich einige Details störend fand, andererseits ich mich bei einigen Szenen wahnsinnig gefreut hab und ziemlich geflashed aus dem Kino kam. Für eine 8 reicht es noch nicht ganz, aber 7,5 von 10 sind es dann doch auf jeden Fall. Ich denke die nächsten Filme dürften sich aber steigern und die 8 knacken.

Bildquelle: New Line Cinema / MGM