Eine der Apps (nennt man ja mittlerweile so) meiner Jugend wird es in einem Monat nichtmehr geben. Der früher beliebte Mediaplayer Winamp wird ab dem 20.12.2013 eingestampft. Auf der Webseite steht seit heute eine Mitteilung, dass Winamp und alle Dienste nächsten Monat dichtmachen. Ich nutze Winamp zwar seit Jahren nichtmehr, allerdings lag dies früher vor allem daran, dass ich primär unter Linux unterwegs bin.
Aber klar, in Zeiten vermehrt mobilem Musikkonsum und Diensten wie von Spotify und Co. zieht AOL nun einen Schlussstrich unter das seit 15 Jahren existierende Projekt und besonders überraschend kommt das objektiv betrachtet auch nicht.
Ich wurde bei der Meldung dann doch irgendwie ein wenig wehmütig. Wenn ich mir überlege wieviele Stunden ich mit der Modifikation der letzte ordentlichen Version (2.9.5 rechts im Screenshot) zugebracht habe. Zig Themes wurden durchprobiert, Plugins installiert, unendlich viele Visualisierungen angeschaut (ich erinnere mich noch eine, die 2 Ritter im Takt der Musik antreten ließ) und Scripte in externe Programme eingebunden.
Eine Ära geht zu Ende
Im Nachhinein betrachtet war Winamp seiner Zeit wohl weit vorraus. Riesige MP3 Datenbanken waren kein Problem und die angesprochenen Modifikationen waren super. Die Nerds unter uns konnten sich austoben Und wenn man einfach nur Musik hören war das auch kein Problem. Immerhin wurden viele Formate und auch alle möglichen Radiostreams unterstützt. Vor allem der geringe Ressourcenverbrauch und die Geschwindigkeit waren bis zur 3er Version genial. Danach ging es irgendwie bergab.
Der langsame Niedergang
Nachdem Nullsoft (die Firma hinter Winamp) für viel Geld von AOL aufgekauft wurde, wollte man zuviel auf einmal und viele Nutzer sind bei der alten Version geblieben. Das Geschäftsmodell war auch holprig, da kaum jemand einsah für einen Musikplayer Geld zu bezahlen und für die extra Dienste war kaum jemand bereit etwas auszugeben. Insbesondere da die Qualität des Basisplayers abnahm und er träge und instabil wurde.
Die User wanderten nach und nach ab und mit der Zeit gab es bessere Alternativen, sowohl für die Nerds (Foobar2k) als auch für Ottonormal Nutzer. Mittlerweile nutzt der Großteil der Massen iTunes, Spotify und Co.
Winamp selbst scheint ein wenig in der ehemals glorreichen Vergangenheit stehengeblieben zu sein. Ich war eben mal seit gefühlt 10 Jahren das erste Mal auf der Internetseite und sie sieht tatsächlich noch fast genauso aus wie früher. Zwar unternahm man einige halbherzige Versuche aktuelle Funktionen einzubauen (Sync mit Smartphone / MP3 Player) und brachte Apps für Android und Co. Da schien ein Großteil der Nutzer schon weg gewesen zu sein und blieb bei den Alternativen. Die Frequenz der Blogposts auf der Internetseite spricht auch Bände.
So hat AOL nun endgültig beschlossen: Das wars!
In der Zeitrechnung des Internets sind 15 Jahre dann doch mehr als nur eine gefühlte Ewigkeit. Man kann wohl also sagen, dass hier nächsten Monat ein wenig Netzgeschichte zu Grabe getragen wird.